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TUNESIEN. 337 zurückdrängten. Als die Ziriten im Laufe der Zeit dieser Horden
einigermaßen Herr geworden waren, wurde ihnen durch die Nor-
mannen
Siziliens (S. 154) 1148 der ganze Sahel mit der Hauptstadt
Mehdia entrissen. Durch Abd el-Mûmen (S. 97), der 1160 die
Normannen vertrieb, dem mächtigen Almohadenreiche einverleibt,
erlangte Tunesien erst unter den Hafsiden (1206-1573), mit Tunis
(S. 347) als Hauptstadt, seine Unabhängigkeit zurück, erlag aber,
nach endlosen Kriegen mit den Meriniden (S. 97), im J. 1534 dem
Angriff Kheireddins (S. 231). Nachdem die Kriegszüge der Malteser
Ritter (S.416), Kaiser Karls V. (1535), des Juan de Vega (1551) und
Don Juan de Austria (1573) zu keinem dauernden Erfolge geführt
hatten, blieb Tunesien, 1574-1650 unter türkischen Beamten (Pascha-
Dey
und Bey), seit 1705 unter der durch Hussein Ali Ben Turki
gegründeten Dynastie der Husseiniten, ein häufig nur nominell von
der Türkei abhängiger Seeräuberstaat, welcher sich bis 1830 eifrig
an den Raubzügen der Barbaresken beteiligte (vgl. S. 231). Die
französische Schutzherrschaft hat seit 1881 einen Umschwung der
Verhältnisse angebahnt und das völlig verarmte und nur noch
schwach bevölkerte Land der europäischen Kultur erschlossen.

Der gegenwärtige Bey heißt Sidi Mohammed en-Nasr (geb.
1855). Minister des Auswärtigen ist der französische General-Resi-
dent
, Kriegsminister der kommandierende General des französischen
Besatzungskorps. An der Spitze der Finanz-, Post-, Bau- und Schul-
verwaltung
sind gleichfalls französische Beamte, denen ein moham-
medanischer
Premierminister und ein Staatssekretär zur Seite stehen.
Die Rechtsprechung über Europäer und deren Schutzgenossen wird
von französischen Gerichten besorgt, die einheimische liegt in den
Händen der Ouzara und des sog. Schaâra. Dem Bey ist eine Ehren-
garde
von 600 Mann Infanterie, Kavallerie und Artillerie belassen,
die nach der Art der Zuaven uniformiert sind.

Tunesien bietet dem Kunstfreund eine reiche Ausbeute. Wie
in Algerien und Marokko sind die sog. megalithischen, aus großen
Felsblöcken zusammengesetzten Grabmäler (Dolmen, Basina, u. a.)
die wichtigsten Überbleibsel der libyschen (altberberischen) Kultur.
Die punische Kunst Tunesiens, die anfangs unter assyrischem, ägyp-
tischem
und griechischem, später, nach den ersten Kriegszügen in
Sizilien, ausschließlich unter griechischem Einfluß stand, ist erst in
neuester Zeit, namentlich durch die reichen Funde aus den Felsen-
gräbern
Karthagos, genauer bekannt geworden. Von dem Grab in
Dougga (S. 371) abgesehen, ist von punischer Architektur wie in
Algerien fast nichts erhalten. Kein anderes Land kann sich dagegen
in bezug auf Zahl und Ausdehnung der hier von den Mohammeda-
nern
meist Henschir gen. römischen Ruinen mit Tunesien messen.
Namentlich im Medjerdatal und in den südlichen Seitentälern dieses
Flusses, an der Ostküste sowie in der mitteltunesischen Steppe stößt
man fast auf Schritt und Tritt auf Ruinen römischer Siedelungen,